HSV gegen Ulm - Nutzt das Polzin-Team den Matchball im Volkspark?
Der HSV kann am Sonnabend gegen den SSV Ulm 1846 im Volksparkstadion den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Gewinnt der Hamburger Zweitligist, ist die ersehnte Rückkehr ins Fußball-Oberhaus perfekt - gegen die abstiegsbedrohten Schwaben aber Aufgabe genug, wie nicht zuletzt das Hinspiel lehrt.
Beim HSV haben sie die Route bereits geplant: Der Startpunkt ist an den Landungsbrücken, von wo aus es im Bus über die Reeperbahn in Richtung des Mannschaftshotels des Clubs und weiter zum Rothenbaum - der ehemaligen Spielstätte - geht, bevor die Tour am Volksparkstadion endet.
Die "Reise" durch die Hansestadt ist allerdings keine Aufstiegsparade, sondern ein neues Angebot an Fans der "Rothosen", das der Club am Mittwoch vorgestellt hat. Man wolle "mit dieser Stadtrundfahrt eine einzigartige Kombination aus Stadtbesichtigung und Vereinsgeschichte" kombinieren, teilte der Verein mit.
Eben dieser langen Geschichte des Clubs könnten sowohl Frauen als auch Männer am Wochenende allerdings ein neues Kapitel hinzufügen. Der mögliche Doppel-Aufstieg beider Teams in die jeweiligen Bundesligen wäre ein Novum im deutschen Fußball. Den Anfang könnten am Samstagabend die Männer gegen Ulm machen (20.30 Uhr, im NDR Livecenter).
HSV-Coach Polzin erwartet "eklige" Ulmer
Ein Selbstläufer ist die Partie gegen den abstiegsbedrohten SSV aber keineswegs, das hat nicht zuletzt das Hinspiel gezeigt, als der HSV in der ersten Hälfte zum ersten Mal in seiner Zweitliga-Geschichte ohne Torschuss blieb. Und auch am Ende der Partie, in der sich das Polzin-Team zu einem 1:1 (0:1) quälte, stand mit lediglich sechs Schüssen ein Minus-Wert der Saison.
Zusätzlich gewarnt sind die Hamburger aufgrund der jüngsten beiden Heimspiele. Die gingen gegen aggressiv und effizient auftretende Braunschweiger (2:4) und Karlsruher (1:2) verloren. Von den Schwaben, die um den Klassenerhalt kämpfen, wird am Sonnabend in puncto Spielweise nichts anderes zu erwarten sein.
"Ulm hat in dieser Saison nur 40 Gegentore, genau so viele wie wir", sagte Trainer Polzin. "Sie haben uns im Hinspiel eine ganz schwache eigene Halbzeit beschert. Wir wissen also, dass sie wirklich eklig sein können."
Großer Optimismus bei den Hamburgern
Und doch regiert beim HSV nach dem 4:0 in Darmstadt der Optimismus, es im siebten Anlauf endlich zu schaffen - und das mit dem ersten Matchball und einem Heimsieg zu Hause. Kapitän Sebastian Schonlau sagte, es herrsche "mittlerweile nicht mehr das Gefühl 'hoffentlich klappt es in diesem Jahr', sondern das Gefühl 'dieses Jahr packen wir es'".
Es fühle sich "sehr gut an, alles in der eigenen Hand zu haben und es selbst entscheiden zu können". Auch wenn er selbst am Sonnabend wegen einer Gelb-Sperre fehlen wird. Dafür sei es wichtig, "an unserem Plan gegen Ulm zu arbeiten" und "zugleich diese Energie, die aktuell da ist", mitzunehmen.
Bei aktuell vier Zählern Vorsprung auf die Verfolger Elversberg (3.) und Paderborn (4.), die es in ihren jeweiligen Heimspielen mit Eintracht Braunschwieg respektive dem 1. FC Magdeburg zu tun bekommen, ist klar: Gewinnt der HSV gegen Ulm, ist der Ausgang der beiden 13-Uhr-Partien egal, die Hamburger wären auf jeden Fall aufgestiegen. Ein Unentschieden würde den Norddeutschen reichen, sollten sowohl die SVE als auch der SCP ihre Spiele nicht gewinnen.
Polzin muss in der Defensive umbauen
Mit diesen "Rechenschieber"-Szenarien aber wollen sich die Hanseaten nicht beschäftigen, sondern dem Polzin'schen Dauer-Dogma folgend bei sich und dem bleiben, was man selbst beeinflussen kann - die 90 Minuten plus X gegen den SSV.
"Schieben" muss der 34-Jährige dafür allerdings dennoch ein wenig - und zwar Personal. Speziell in der Defensive drückt der Schuh durch die Ausfälle von Stamm-Innenverteidiger Dennis Hadzikadunic (Teilrisse von Bändern in Knie und Knöchel) und dessen Vertreter Schonlau.
Meffert, Poreba und Muheim als Innenverteidiger-Alternativen
Es sei "sicherlich nicht der beste Zeitpunkt für eine solche Verletzung", sagte Polzin: "Das tut uns weh und am meisten für den Jungen leid." Eine Alternative könnte Nachwuchs-Innenverteidiger Joel Agyekum sein. "Wir trauen es ihm zu, er bringt eine große Wucht mit", sagte Polzin, der aber auch noch einige andere Gedankenspiele für den Nebenmann von Daniel Elfadli im Kopf hat.
Die Optionen: der wiedergenesene Winter-Neuzugang Aboubaka Soumahoro, die Mittelfeldspieler Jonas Meffert und Lukasz Poreba oder Linksverteidiger Miro Muheim. Eines ist für Polzin aber klar: "Der, der am Ende dort spielt, muss die absolute Überzeugung haben, denn in einer solchen Partie spielen nicht nur die Füße eine Rolle, sondern auch der Kopf."
"Wir wollen möglichst viel Lockerheit und viel Normalität reinbringen, weil das Drumherum ohnehin schon sehr besonders ist." HSV-Trainer Merlin Polzin
Dass die mentale Belastung vor der möglicherweise entscheidenden Partie nochmals größer ist, ist auch daran zu erkennen, dass die Trainingseinheiten am Donnerstag und Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Abgesehen davon, so Coach Polzin, wolle man "nichts Außergewöhnliches machen, sondern möglichst viel Lockerheit und viel Normalität reinbringen, weil das Drumherum ohnehin schon sehr besonders ist. Wir bleiben bei unseren Abläufen und dem, das dafür gesorgt hat, dass wir da oben stehen."
Und sollte das auch am Samstagabend gegen 22.30 Uhr mit einem Sieg der Fall sein, könnte der HSV nach der Stadtrundfahrt auch eine Aufstiegsparade planen. Dann dürfte vermutlich auch der Rathausmarkt Teil der Route sein.
